„Kriegsbesoffenheit“? Wohl eher Realitätssinn! Das Elend der deutschen „Friedens“-Bewegung und ihrer geschichtsvergessenen Neuauflage durch Wagenknecht und Schwarzer

Ohne Zweifel: Die deutsche „Friedens“-Bewegung hat sich mit dem Wagenknecht-Schwarzer-Manifest wieder einmal selbst unterboten. Kein Grund jedoch, hysterisch über sie herzufallen, sondern beharrlich die sich aufdrängenden Konsequenzen ihres geforderten Stopps westlicher Waffenlieferungen für die überfallene Ukraine aufzuzeigen!

Ja, besagtes „Friedensmanifest“ lässt mir in weiten Teilen die Haare zu Bergen stehen: Etwa, wenn dort der Verursacher des bestialischen Blutvergießens – Russlands Präsident Putin und seine ultranationalistischen Schergen – weitgehend verschleiert wird und es ohne kausale Zuschreibung heißt:

„Frauen wurden vergewaltigt, Kinder verängstigt, ein ganzes Volk traumatisiert. Wenn die Kämpfe so weitergehen, ist die Ukraine bald ein entvölkertes, zerstörtes Land.“

Ja, es ist bestenfalls himmelschreiend naiv, zu glauben, mit Putin könne zum jetzigen Zeitpunkt verhandelt werden, ohne ca. 20 % des Territoriums eines souveränen Staates – der Ukraine – aufzugeben. Wo sind denn bitteschön die Anzeichen dafür, dass der Massenmörder aus dem Kreml auch nur einen Quadratzentimeter eroberten Gebietes zurückzugeben gedenkt?

Und auch die Ausweitung der Aggression auf die baltischen Staaten, Moldau, Polen oder gar Ostdeutschland scheint nicht völlig abwegig zu sein – ein Blick in die Geschichtsbücher täte Wagenknecht, Schwarzer und ihren friedensbewegten Jüngern gut zu Gesicht (Stichwort: Münchner Abkommen 1938). Stattdessen wird von ihnen eine Täter-Opfer-Umkehr zumindest angedeutet (ausführlich Albrecht von Lucke zum „Irrweg der Wagenknecht-Lafontaine-Linken“ siehe hier).

Aber nein, deswegen die „Linken“-Politikerin und die altgediente Frauenrechtlerin leichtfertig als von Putin bezahlt hinzustellen oder gar vulgär anzupöbeln, finde ich überzogen und gibt Wagenknechts – bereits in ihrem Bestseller „Die Selbstgerechten“ geäußerter – Kritik recht, die gesellschaftlich-mediale Debattenkultur hierzulande befinde sich auf schäbigem Niveau.

Und selbstverständlich hat Wagenknecht mit ihrer Kritik an der Verehrung des ehemaligen ukrainischen Botschafters in Deutschland, Andrej Melnyk, für den antisemitischen Nazi-Kollaborateur Stepan Bandera, recht!

Gleichwohl wird man fragen dürfen, warum sich die Gattin Oskar Lafontaines bei ihrer zumindest teilweise berechtigten Kritik an den Anwürfen diverser Presseorgane in den letzten Tagen und Wochen gegen sie sich umgekehrt herausnimmt, ihre Kritiker als „kriegsbesoffen“ und „Kriegstrommler“ (z.B. in Min. 53:13 und 55:44 in unten eigebettetem Video) zu diffamieren.

Handelt es sich doch vielmehr um Menschen, die zähneknirschend die bittere Realität zur Kenntnis genommen haben, dass Aufrüstung und Waffeneinsatz die Mittel der Stunde sind, um imperialem Größenwahn angemessen und deutlich zu begegnen, um Schlimmeres zu verhindern – von einer Kriegseuphorie à la Sommer 1914 und dergleichen sehe ich die allermeisten Befürworter weiterer Waffenlieferungen für die Ukraine jedenfalls weit entfernt.

Aber mit der Realität stehen weite Teile der „Friedens“-Bewegung nicht erst seit dem 24. Februar 2022 – dem Beginn des russischen Terror-Überfalls auf die Ukraine – auf Kriegsfuß.

Hier sei an die allösterlichen Gruselaufmärsche des organisierten Pazifismus erinnert, die uns jahrein, jahraus (insbesondere seit 2001) die Mär, die Wurzel allen Übels sei in Gestalt von USA und NATO vorzufinden, aufzutischen meinen, dass es den Eindruck erweckt, in Bezug auf den Bundeswehreinsatz in Afghanistan 2002 – 2021 werde bewusste Täter-Opfer-Umkehr betrieben. Hätten die westlichen Verbündeten schließlich ihre Truppen wie von pazifistischer Seite gefordert aus dem Land am Hindukusch zurückgezogen, stünden die menschenfeindlichen Talibankrieger nicht erst seit August 2021 in Kabul und im ganzen Land!

Aber derlei nüchterne Einsichten waren den meisten „Friedens“-Freunden offenbar schon lange intellektuell zu hoch!

Hinterlasse einen Kommentar